Dieter Luserke:

Wenig Bekanntes aus dem
Leben meines Vaters

Ansprache in Meldorf anläßlich des
25. Todestages von Martin Luserke


Zum 100. Geburtstag am 3. Mai 1980 sagte Kurt Sydow in seinem Festvortrag "Die Lebensfahrt des Martin Luserke":

,,Im Leben mancher Menschen versinkt das Vergangene immer wieder spurlos hinter den eigenen Schritten, und man müßte eigentlich weit kommen auf diese Art...“

Diese Aussage gehört zu Martin Luserkes Lebensauffassung selber. Er liebte Rückerinnerungen nicht. Wesentliche Momente seiner Lebensfahrt stehen im Zeichen von Aufbruchstimmung.

Immer nur vorausschauend sprach mein Vater fast nie über seine Kindheit. Wie das nun aber am 3. Mai 1880 und in der ersten Kindheit eigentlich war, erfuhren wir jetzt aus der uns erst seit 1990 bekannten Familienchronik seiner Mutter Amalie Luserke, geb. Lindhorst. Dort heißt es in wenigen Sätzen:

,,In dieser Wohnung wurde Martin geboren am 3. Mai 1880. Zwar hatte ich gewünscht, Vater nun das ersehnte Töchterchen zu geben, nachdem ich seit eineinvierteljähriger Kur bei einem Frauenarzt wieder gesund war. Wir haften vorher gleich unsern Arzt bestellt, der noch jung und unverheiratet gewiß noch nie ein Kind gebadet und angezogen hatte. So zog er ihm denn 2 Hemdchen, 2 Jäckchen und was sonst noch da war an, worüber die Wickelfrau später ihren Spaß hatte. Die hatte nicht eher dasein können, hatte erst auf 8 Tage später gerechnet, aber die ,,Störche“ haben ja bekanntlich einen sehr falschen Kalender So lag denn Martin in einem wollenen Tuch eingeschlagen auf Vaters Bett. Unterdessen beobachtete ich das Bündel auf Vaters Bett, in dem es lebendig wird. Endlich kommen zwei Arme zum Vorschein, schlagen das Tuch auseinander, der Kopf dreht sich nach beiden Seiten und sah sich die Welt an mit offenen Augen. Oh, dachte ich, der wird gut.

Martin war ein sehr lebhaftes Kind und brauchte viel Pflege zur Beruhigung durch Singen und Fahren in seinem Wagen, wobei sich das Lied ,,Ich hatt‘ einen Kameraden“ von Vater gesungen noch als bestes Mittel erwies, was bald im ganzen Haus bekannt war.

Später war ich mit den zwei Kleinen, Martin und Wilhelm, nach Spiekeroog, uns mal richtig an der Nordsee zu stärken.

Für mich war die Reise mit den Kleinen aufs Schiff nicht so einfach. Zwar waren die Matrosen behilflich, trugen sie die Schiffstreppe hinunter, aber Wilhelm hatte solche Angst vor dem Wasser, daß er auf meinem Schoß sein Gesicht immer fest an mich drückte. Martin dagegen war fast zu waghalsig, die Wellen richtig zu sehen. Dann ging‘s noch vom Dampfer auf ein Segelboot. Und als auch das nicht mehr schwimmen konnte, stand ein Wagen da im Wasser mit hohen, starken Rädern, der uns endlich zum Gasthaus brachte. Zum Strand mußte man dann täglich mit der Pferdebahn fahren. Die Kinder spielten gern im Sand, während ich badete. Sie ließ ich in ein Wannenbad mit warmen Seewasser geben.

Als wir einst auf der Düne saßen und den schönen Sand bewunderten, meinte Martin: ,,Wir wollten doch Vater etwas mitbringen!“ Er nahm meine Tasche und verschwand damit, kam bald wieder und hatte sie bis zum Rand voll Sand gefüllt. So viel mitnehmen, ging aber schlecht; ich füllte eine hübsche kleine Flasche zum Mitnehmen, und die steht noch heute als Andenken in unserem Museumsschrank.

Schön zusammen spielen konnten die Drei in der Küche, wenn auf Martins Wunsch eine Seereise unternommen wurde. Das Schiff war der umgekehrte Kindertisch, die Mastbäume Besenstiele, und Schürzen die Segel, auch Küchentücher. Dann saßen sie im Schiff geduldig, bis sie nach ihrer Berechnung in Afrika oder Indien landeten."

Soweit die Chronik der Mutter.

Als die Mutter dem 15jährigen Martin die heimlich gelesenen Shakespeare-Bände als Teufelszeug unter dem Waschkessel verbrannte, kam es wohl zum Bruch mit dem Elternhaus. So verlor sich auch der Kontakt zu seinen Brüdern. Dazu erzählte er mir einmal: ,,Viele Jahre später sprach mich nach einem Vortrag jemand an: 'Guten Tag Martin, wie geht es dir‘ - ,Entschuldigen Sie, aber wer sind Sie eigentlich?‘ - ,Mensch Martin, kennst du deinen Bruder nicht mehr?‘

Nun noch einmal aus Kurt Sydow, "Die Lebensfahrt des Martin Luserke":

,,Außerordentlich aufschlußreich über die Entwicklung von Martin Luserke erwiesen sich die Niederschriften dreier Reisen. Durch seinen Vater, der als Baufachmann technischer Angestellter ist, verdient der Junge als Helfer immer mal ein paar Groschen, die ihm, zusammen gespart, eine Reise nach Hamburg ermöglichen. Ich vermute, es war nach Abschluß der Schulzeit in Berlin 1894. Im Jahre 1966 erzählte der Käpt‘n, wie er zu dieser Zeit genannt wird, an einem Nachmittag dem Besucher Erich Bitterhof von dieser Unternehmung. Die Rückerinnerung widerspricht natürlich dem zuerst angeführten Satz. Denn das Vergangene versinkt nicht nur, sondern taucht vor allem im Alter wieder auf. Auf dieser Reise - so kann man sagen - fällt ihm selber die Rolle des Knaben mit der Glückshaut zu, wie sie in dem Märchenspiel ,,Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ in der Luserkeschen Fassung durch den Knaben Jörg verkörpert ist. Bitterhof berichtet aus dieser Erzählung, wie der Junge nach Hamburg kommt und einen Schutzmann nach dem Weg fragt. Dieser meint es gut und weist ihm einen Hinweg, damit er nicht im ,,Gänge Viertel“ untergeht. Am Hafen erlebt er die große Überraschung - ein Grunderlebnis - den aufwärts laufenden Fluß bei gerade einsetzender Flut. Er hört von einem Schiff, das eine Sonntagsfahrt nach Helgoland macht. Es gelingt ihm, mit wenigen Groschen eine Fahrkarte zu erstehen. Die Bäckersfrau hat ein Herz für ihn und packt ihm eine große Tüte voller Backwaren ein, als er mit Wenigem bezahlen will. Die Nacht verbringt er nun doch im ,,Gänge-Viertel“, wo Betten wechselnd für den Tag und die Nacht vermietet werden, je nach der Freizeit der Seeleute oder der Stauer. Das Schiff bringt ihn am nächsten Morgen nach Helgoland. Er sitzt die Fahrt über am Bug. Dadurch gewinnt er die Aufmerksamkeit der Matrosen. Sie versorgen ihn mit Tee und booten ihn, quasi als Schiffsjungen, mit auf der Insel aus, so daß er auch hierfür kein Geld braucht. Als er am Abend nach Hamburg zurückkehrt, sucht ein Vogelhändler einen Helfer. Martin packt so viele Käfige, wie er kann und kommt ohne weitere Schwierigkeiten damit durch den Zoll, so daß der Besitzer das Geld spart und es als Belohnung, zumindest teilweise, dem Jungen gibt. Eine Reise geschichte von Station zu Station, bei der das Glück dem Jungen überall hold ist. Meerfahrt, Ebbe und Flut, werden zu bestimmenden Erlebnissen.“

Nach Süden nun sich lenken.

Martin Luserke, Pädagoge, Schulreformer, der große Dichter des Nordens und der See als 26-jähriger vollbärtiger Student auf einer 7-wochigen Reise und Wanderung durch Italien. Ein Martin Luserke, wie ihn keiner von uns kannte.

Dieses 8 Jahre nach seinem Tod entdeckte Tagebuch fanden wir beim Lesen so köstlich und vergnüglich, daß wir es einem kleinen interessierten Freundeskreis zuführen möchten.

Da es sich nicht nur um eine Reisebeschreibung, sondern um persönliche Briefe an seinen Freund Seiler handelt, haben wir das Tagebuch ungekürzt wörtlich abgeschrieben.

Auf Capri und in Neapel erlebte er auch einen großen Vesuvausbruch. Ein paar kleine Kostproben aus diesem Tagebuch der Italienreise, nach Abschluß der Ausbildung und vor Antritt der ersten Lehrerstelle in Haubinda möchte ich Ihnen noch vorlesen.

Zu den Reisevorbereitungen in Finkennest - Jena - das war wohl die Studentenbude - am 1. März 1906.

,,Jedenfalls ist jetzt die Zeit der Pläne, und wenn ich über der Karte sitze, mag‘s draußen meinethalben junge Katzen hageln. Neapel! Der Vesuv speit gerade etwas, da muß ich hin! Eigentlich ist‘s Blödsinn, so viel im Reisebuche zu lesen, aber wenn man so ins Blaue reist, braucht man das dreifache Geld, und selbst wenn ich das in meinem Fall hätte, hätte ich immer noch wenig genug. Und dennoch das Reisen so zu genießen, als führe man ins Blaue hinein, das ist eine Tat, ein moralisches Plus, das ist Sache einer glücklichen Begabung, ist eine Kunst! Lebensgestaltung!

L ü g e - ?  Quatsch!

2. MärzDiktum: Wieviel könnte man im Verkehr mit Frauen lernen, wenn man lernte, mit Frauen zu verkehren! Wetter scheußlich.

Oder später:

Der strenge, imposante Eindruck von Bologna verstärkt sich noch beim Umherschlendern heut früh in der Stadt. Alles Steinmassen; selbst die Straßenbahn hat eine ungewöhnlich breite Spurbreite. Sonst ist‘s ein teures Pflaster; o je, was für Geld habe ich da gelassen. Gut, daß ich's nicht weiß. Die Sitte, nichts aufzuschreiben oder Kasse zu führen, sondern einfach drauflos zu reisen, bis das Geld offenbar alle wird, erspart einem vielen Ärger und ist das einzig Senkrechte (Erste Schwachheit).

Um Florenz, in der Toscana, wächst ein Wein, der Chianti heißt, der beste in Italien! Seiler, der kann sich mit eurem guten Rotwein messen! Unter der Liter kostet - 80 Pfg. Gesegnetes Italien!

Wenn man Gelegenheiten kennt (was aber schwer fällt, man muß eingeführt werden), kann man hier sehr billig leben. Mein Frühstück kostet 15 Pfg., Mittag ca. 80 Pfg (3 Gänge und 1/2l Wein)

19. AbendsHeute habe ich mir den ersten, ganz leichten (leggiore, staccato) Rausch in Italien angetrunken in Chianti. Seiler, Du kennst meine Kapazität! Was muß das für ein Wein sein, der erstens mich und zweitens ganz sachte und selig schwankend -. oh Chianti, anti, nti, ti,i - - - -

Von den italienischen Weinen schwärmte er oft. Manche Tageseintragung schloß: ,,Alles wieder voll gewest“.

Heute hab ich den ganzen Vormittag in der Schule verhospitiert und wieder empfunden, daß ich kein Lehrer bin. Denn das ganz so unendlich wichtige (das ist ernst gemeint!) Äußerliche, die ganzen ,,Handgrjffe“ und Techniken, das interessiert mich garnicht. Und so wird‘s in Haubinda wohl ein schmähliches Fiasko geben, ist gleich. Dann ziehe ich eben als Vagabund in der schönen Welt umher, bins so schon halb. Renaissance? Eben drum! Neuer Most paßt nicht in alten Schlauch! - Wenigstens zum Philister bin ich endgültig verdorben. Bettler oder König, aber kein Bürger mehr.

Oder in Rom:

Die Vatikansammlungen sind ein Muster an Scheußlichkeit. Hunderte von Statuen stehen wie beim Gipsfigurenhändler aufgereiht, dazu hat man allen männlichen Inidividuen, selbst den kleinsten Bambinos, häßlich auffällige Feigenblätter vorgeklebt - wohl, um die Priester nicht neidisch zu machen. Mich wundert nur, daß man nicht auch Pferde und Hunde kastriert hat. - Man muß hier zu einzelnen Werken gehen, sonst erstickt man in der Fülle des Schönen. Die Sixtina ist groß, gigantisch.

Dann Abschiedsessen bei meiner netten Logiswirtin; wir schieden als gute Freunde. Allerdings war ich auch einfach bezaubernd; Du weißt, Seiler, wie sehr ich dies sein kann, selbst auf einem Hintergrunde von zertretenen kleinen weißen Hunden.

Das eine Große hat diese schöne Italienfahrt mir gebracht: Vertiefung, Verschärfung des Bewußtseins, des Auffassens der Umgebung. Und weiter hat sie mir befestigt den fruchtbaren - aber auch leicht verhängnisvollen Entschluß, meinen Weg zu gehen. lch weiß wohl, es ist, wie wenn der Seemann in dunkler Nacht, durch die er sich mühsam mit dem Kompaß gequält hat, entschlossen die Kompaßlaterne auslöscht und nur Wind und Wellen, den dunklen Gewalten, folgt, um vorwärts zu kommen, rascher vorwärts als mit dem traditionellen Kurs. Wohl weiß ich, daß Hunderte neben mir bei dieser kühnen Fahrt gescheitert sind - aber einzelnen glückte doch das Wagnis, und hernach folgte ihnen staunend die Herde. Es gilt, Leben und Ehre zu wagen, um der Menschheit ein Stück vorauszueilen, um kühne Träume zu verwirklichen, um ein moderner Lehrer zu sein. Ich wills!

Soweit zur Italienreise..

Eben hörten wir den wunderbaren Vortrag von Frau Heinke Bumgartner-Brand über Luserkes Meisternovelle ,,Das schnellere Schiff". Dazu wäre noch zu sagen, daß Martin Luserke mehre Norwegenreisen mit ausgedehnten Wanderungen im hohen Norden unternommen hat. Aufzeichnungen darüber sind nicht bekannt.

Wie mein Vater mir einmal erzählte, ist er manches Mal einen ganzen Tag bis zum nächsten Einödhof durch die Wälder gewandert, ohne einen Menschen begegnen. Auf den einsam gelegenen Höfen war es immer eine große Freude, wenn fremde Wanderer kamen und aus der fernen Welt erzählten. Großartig bewirtet, wurde er immer gebeten, doch möglichst lange zu bleiben. Gekränkt waren die gastfreien Bauern aber, wenn er etwas bezahlen wollte. Das gab es nicht.

Wohl kaum jemand weiß, daß Martin Luserke auch in Ägypten war. Auch darüber gibt es leider keine Aufzeichnungen. Ich entsinne mich aber, daß er mir als Kind davon erzählte, wie er sich die Überfahrt auf einem alten Dampfer als Kohlenzieher verdienen konnte. Vater hatte ein geschnitztes Holzmodell eines Torpedobootes, was ihm ein Heizer dieses Dampfers geschenkt hatte.

Über die für Martin Luserke bedeutungsvolle dreimonatige Fußwanderung durch die Bretagne im Jahre 1905 zu berichten, würde hier zu weit führen.

Nun noch einen Satz aus der Chronik der Mutter:

"So fingen wir denn unsern Hausstand an, mit dem AIIernotwendigsten und zusammengesuchten Möbeln, aber doch ohne Schulden. Hatten uns gleich zur Regel gemacht, niemals etwas zu kaufen, was wir nicht gleich bezahlen konnten.“

Diesen Grundsatz hatte sich mein Vater zu eigen gemacht. Bei einem meiner Besuche in Meldorf nach dem Einzug in das Haus am Jungfernstieg sagte er zu mir: "Die Meldorfer glauben wohl, daß ich sehr reich bin, weil ich immer alles bar bezahle. Das ist hier nicht üblich, man kauft viel auf Kredit. Wahrscheinlich halten sie mich aber für geizig, weil ich die nötigsten Möbel mit dem Pferdefuhrwerk vom Trödler in Heide geholt habe." Meine Frau hat diese Fuhren und den Einzug - damals als Käpten Lu's "Schreibursula" noch mitgemacht.

Wer Martin Luserke einmal besuchte, erlebte ihn auch schon in jungen Jahren mit der langen Pfeife. Wie es dazu kam, erzählte er mir bei meinem letzten Besuch in Meldorf, acht Tage vor seinem Tod. Wohl durch meinen Besuch lebte er auf und erinnerte sich an die Studentenzeit in Jena.

In den kleinen Bürgerhäusern wurden die ebenerdig zur Straße gelegenen guten Stuben häufig an Studenten vermietet. An schönen Nachmittagen lehnten sich die Studenten gemütlich auf die Fensterbank und ließen eine lange Pfeife nach draußen zur Straße baumeln. Die jungen Füchse mußten dann mit einem Fidibus die Straße rauf- und runterrennen und den Herren Studenten die lange Pfeife anzünden.

Das Rauchen der langen Pfeife hat er dann für immer beibehalten. Mein Vater schrieb mir 1953, also 15 Jahre vor seinem Tod in einer “Kursanweisung für den Fall meines Todes“ unter anderem:

,,Und nun kommt die Bitte an Dich: Die Urne soll im Grab eurer Mutter in Hage beigesetzt werden, und da wäre es mir ein lieber Gedanke, wenn Du den Transport durchführtest. Es würde sich ja doch nicht schicken, wenn ein alter Kapitän als Postpaket geschickt würde.“

Nun, da die Behörden in ihren Vorschriften wenig nach Schicklichkeit fragen, konnte ich diesen Auftrag leider nicht ausführen. So etwas ist ,,nicht zulässig"; - er mußte tatsächlich per Post geschickt werden, und das dauerte sogar vierzehn Tage!

Aber wenn Martin Luserke damals von dieser Veranstaltung heute hier gewußt hätte, dann hätte er mir sicher noch einen Auftrag erteilt, der mit seinen Worten wohl etwa so gelautet hätte:

,,Wenn diese Feierstunde zu Ende geht und die Leute schon auf die Uhr schauen, damit sie die Tide zum Aussegeln nicht verpassen, dann dürft Ihr meinen Dankesgruß nicht vergessen.

 Dank allen, welche zu meinen Lebzeiten in Treue zu mir gehalten haben, Dank allen, welche nach meinem Tode zu meinen Werken stehen.“

Dank auch Ihnen allen, die Sie heute hier zu uns gekommen sind! Diesen Auftrag erfülle ich nicht aus dem Gefühl einer Pflicht, sondern gerne, - von ganzem Herzen, eben im Namen Martin Luserkes, sagem wir doch für ihn: ,,Der Dank aus dem fröhlichen Herzen Obadiahs!"

Abschließend nun den Schluß von Martin Luserkes schönsten und besten Buch : ,,Obadjah und die ZK 14“

,,Der Alte hatte eigentlich das Bedürfnis, der Welt und allem noch etwas zu sagen. Aber dann lachte er nur kurz und von Herzen auf und sagte: "S-chön, s-chön!“

Obadjah trank ehrlich die Hälfte von dem Schnaps. Dann klappte er den kleinen Deckel empor, der zum Kettenkasten führte, und goß liebevoll den Rest hinunter. Er ließ auch diesmal die Kruke noch hinterherfallen, weil das Schiff doch viel größer war als ein Mensch.

,,Dann mach‘s also gut, Alte“, sagte er, als er mit den Beinen nach draußen auf dem Bordrand saß. Und die ZK 14 senkte das Vorderschiff mit ihrem Kap schön bequem hinab. Zugleich schaukelte eine Woge empor. Der fröhliche Hexenmeister schloß die Augen und ließ sich mit einem leisen Ächzen hinabgleiten, wie ein Seemann zu Beginn seiner Freiwache durch die Kajütluke sackt, um zur Koje zu gehen.“

S-chön, s-chön waren auch die letzten Worte, die unser Käpten Martin Luserke in den Armen seiner Tochter hauchte, als er 88jährig am 1. Juni 1968 hier in Meldorf für immer von Bord ging.

Dieter Luserke hat diesen Vortrag am 2. Oktober 1993 in Meldorf in der "Ditmarsia" gehalten.
Anlaß war der 25. Todestag Martin Luserkes.

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